Als echter „Horseman“ blickt der Halterner Hubert Schröer mit 52 Jahren auf eine lange Reiterkarriere zurück. „Ich konnte wahrscheinlich eher Reiten wie laufen“, sagt er. Schon mit 15 Jahren gewann er die Kreismeisterschaften der Springer in Recklinghausen und im gleichen Jahr wurde ihm auch das silberne Reitabzeichen in Warendorf verliehen.
Bereits als Kleinkind war er durch seine Eltern immer mit Pferden zusammen und so entstand fast automatisch in einem natürlichen Entwicklungsprozess seine spezielle Affinität zum Pferd und zum Ländlichen Zucht-, Reit- und Fahrverein (LZRFV) am Halterner Görtzhof, dem er nun auch schon seit 45 Jahren angehört.
Erstes Großpferd mit 13 Jahren
Mit 6 Jahren begann er mit Voltigieren und bekam mit 11 Jahren sein erstes eigenes Pony, mit dem er auch schon direkt an kleineren Turnieren auf Vereinsebene teilnahm. Zuerst noch mit Dressur entschied er sich aber bald nur noch fürs Springen. Und das im Alter von 13 Jahren auf „Miran“, seinem ersten Großpferd. Diesen Silberschimmel wollte er damals entgegen aller Warnungen unbedingt haben. „Er war schwierig zu reiten aber ich wusste genau, der muss es sein“, erzählt Schröer.
Durch stetige Turniererfolge ermutigt, meldete Schröer sich mit 15 Jahren zu den Kreismeisterschaften im Springen der jungen Reiter in Recklinghausen, die er im Sattel des hervorragend gehenden, großen Oldenburger Schimmels „Waldhorn“ auch gewann. Diesem kräftig gebauten Pferd traute damals eigentlich niemand richtig zu, dass er springen kann.
„Das Pferd konnte Lesen und Schreiben“, sagt Hubert Schröer heute. Schon bei den Besichtigungen merkte der sich - fast wie mit einem fotografischen Gedächtnis - die Laufwege im Parcour und sorgte so ein manches Mal für die doch noch passende Orientierung, wenn dem jugendlichen Reiter im Eifer des Gefechts mal der Weg ausging.
Eine weitere, vielleicht noch größere Herausforderung waren die Prüfungen zum silbernen Reitabzeichen, die Schröer im selben Jahr in Warendorf ablegte. Diesmal auf „Mogli“ ritt er eine anspruchsvolle L-Dressur auf Kandare und konnte auch in dem mit 1,20 Meter Sprunghöhe gebauten Klasse L-Springen überzeugen. Noch gut zwei weitere Jahre war er danach erfolgreich auf vielen weiteren Reitturnieren unterwegs, bei denen er auch immer wieder mal auf die damals ebenfalls noch jugendlichen und späteren Weltklassereiter Christian Ahlmann und Heiner Rohmann aus Marl traf.
Dann änderte sich durch Ausbildung, Beruf und Eheschließung etwas die Perspektive des jungen Reiters, der aber nach seiner Hochzeit mit 23 Jahren einen Wiedereinstieg als „Hobbyreiter“ mit neuen Perspektiven feierte. Wie zum Beispiel das Reiten bei den Halterner Schützenfesten.
Hubert Schröer gründete den Kutschenstammtisch am Görtzhof
Dabei war die wichtigste Aufgabe, die Pferde mit entsprechendem Training auf diese besondere Aufgabe vorzubereiten. Denn laute Marschmusik, Böllerschüsse und die jubelnden, dicht gedrängten Menschenmassen am Straßenrand sind für das „Fluchttier“ Pferd gute Gründe, um „durchzugehen“. Indem er seinen Pferden die Angst nahm, schaffte es Schröer immer wieder, die Tiere entsprechend umzudisponieren. „Natürliche Angstreaktionen muss man besiegen und nicht bestrafen“, erklärt er.
Ebenfalls schon früh interessierte sich Schröer für das freie Reiten durch Wald und Flur bei der Fuchsjagd. Seit vielen Jahren führt er als „Master“ das Halterner Feld durch die Wälder, war schon mehrfach Fuchsmajor und schaffte von 2017 bis 2019 sogar einen lupenreinen Hattrick, als er drei Jahre in Folge den heiß begehrten „Fuchsschwanz“ in seinen Händen hielt. Alternativ war er früher auch bei den temporeichen Jagden mit großer Hundemeute in Marl dabei.
Ein weiteres Betätigungsfeld wurde später auch, die Reitpferde mit etwas Neuem zu überraschen und sie vor die Kutsche zu spannen. So kam es vor rund 20 Jahren zur Gründung des Kutschenstammtischs am Görtzhof. „Aus dieser anderen Perspektive ergeben sich ganz neue Denkprozesse im Umgang mit den Tieren“, sagt der 52-Jährige. Als Mitorginasotor ist er bis heute dabei geblieben und startete 2017 bei den „Pferde Power Tagen“ auf dem Sythener Prickingshof sogar an einem Turnier im Gespannfahren.
Dazu spannte er sein Paradepferd „Royal Black“ ein und fuhr „ergebnisoffen“ alle drei Disziplinen. Bei der Dressur eher noch verhalten, kam er beim Kegelfahren zwischen den Pylonen schon besser zurecht und konnte bei der abschließenden Geländeprüfung auf Zeit die Richter überzeugen. Nach dem so nie erwarteten Sieg bei den Einspännern sagt er rückblickend: „Wir fuhren ohne Druck und Roy hatte sichtlich Spaß daran.“
Für Hubert Schröer sind Pferde auch nach all den Jahren immer noch ein ständiges Wechselspiel zwischen Aufgabe und Entspannung. Er steht dabei im ständigen Austausch mit Reiterkollegen und freut sich über seine mitreitende Familie. „Ohne Pferde würde in meinem Leben etwas fehlen.“
August 13, 2020 at 06:30PM
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Görtzhof-Urgestein Schröer: „Ohne Pferde würde in meinem Leben etwas fehlen“ - Ruhr Nachrichten
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