Kampfansage beim Parteitag der Republikaner: Wie eine Rückkehr in die McCarthy-Ära: Trump verspottet Biden als „trojanisches Pferd“
Man konnte Donald Trump deutlich anmerken, wie sehr er solche Inszenierungen vermisst hatte, wie jene am Donnerstagabend auf der Wiese hinter dem Weißen Haus, als er die Nominierung seiner Partei zum Präsidentschaftskandidaten annahm. Er teilte kräftig aus gegen seinen Gegenspieler Joe Biden und zeichnete ein rosiges Bild seiner eigenen Amtszeit.
Trump schwelgte spürbar in der Menge der 2000 geladenen Jubler, die ihn mit „USA“ und „Four more years“ – „vier weitere Jahre“ – Rufen bedachten und dabei die wirkungsvoll mit Scheinwerfern ausgeleuchtete Szenerie in ein Meer an rot-weiß-blauen Fahnen verwandelte. So gut gefiel Trump die Versammlung, dass er sich in seiner mehr als einstündigen Rede zum Ende des republikanischen Parteitages von Minute zu Minute mehr in Form zu reden schien. Dass die Parteitagskulisse eine Provokation für jeden gestandenen Epidemiologen war, schien ihn dabei nur noch zusätzlich anzuspornen.
Dabei brauchte Trump nicht lange, um den Ton zu finden, der zweifellos die verbleibenden zwei Monate seines Wahlkampfes bestimmen wird. So wie sein Rivale Joe Biden sich in der vergangenen Woche vor einer leeren Kongresshalle den Fernsehzuschauern als letzte Rettung der amerikanischen Demokratie anbot, versuchte Trump sich als letzte Hoffnung für amerikanische Werte und für den Geist von Amerika zu verkaufen.
Trump attackiert „Anarchisten und Fahnenverbrenner“
Schon in seinen ersten Sätzen nahm er Bidens Sprachbild vom Kampf des Lichtes gegen die Dunkelheit auf und wendete es gegen ihn. „Amerika“, so Trump, sei kein Ort der Dunkelheit, sondern nach wie vor der Leuchtturm, welcher der Menschheit den Weg in eine bessere Zukunft weist.
Es war der Beginn einer unermüdlichen Attacke gegen die amerikanische Linke, als deren „trojanisches Pferd“ er Biden bezeichnete. Immer wieder beschuldigte er die „Anarchisten und Fahnenverbrenner“, denen Biden angeblich hörig ist, den amerikanischen Nationalstolz zu besudeln. Anstatt auf die amerikanische Geschichte stolz zu sein wollen Biden und seine Partei Amerika in den Schmutz ziehen.
Wie eine Rückkehr in die McCarthy-Zeit
Es war eine uramerikanische politische Strategie, die Trump und seine Berater da am Donnerstag aus dem Hut zauberten. Trump positionierte sich als Verkörperung all dessen, was wahrhaft amerikanisch ist. Sein Gegner hingegen wurde als das Gegenteil hingestellt, als Feind des Volkes. Man fühlte sich in die 40er und 50er Jahre zurückversetzt, als der Senator Joseph McCarthy mit einer ähnlichen Rhetorik die Linke als unamerikanisch abkanzelte und eine nationale Hexenjagd veranstaltete.
Sich selbst stellte Trump klar in die Tradition des amerikanischen Exzeptionalismus. Er zitierte den amerikanischen Pioniergeist von den Pilgervätern über Helden des Westens wie Wyatt Earp und Buffalo Bill bis hin zur Mondlandung. Zusammen stellten sie eine ungebremste Fortschrittsgeschichte dar, die er fort zu schreiben gedenke. Make America Great Again.
Joe Biden hingegen, unter dem die demokratische Partei extremistisch geworden sei, sei nur daran interessiert, amerikanische Freiheiten zu beschneiden, amerikanischen Unternehmergeist zu lähmen und den Menschen zu sagen, was sie zu tun haben. Doch die Nation, so Trump, sei nicht auf „Cancel Culture“ aufgebaut.
Donald Trump preist sich selbst
Um zu belegen, dass er der Kandidat amerikanischer Größe ist, brachte Trump beinahe eine halbe Stunde damit zu, die Errungenschaften seiner Präsidentschaft aufzuzählen. Es war die übliche Aneinanderreihung von Beschönigungen und Übertreibungen, vom Aufbau der stärksten Wirtschaft aller Zeiten bis zur Corona-Krise, über die vermeintlich rasche und kompetente Handhabung der Pandemie bis hin zum Sieg über ISIS und der vermeintlichen Abdichtung und Befriedung der amerikanischen Grenzen. Doch an diesem stimmungsvollen Superspreader-Event vermochte er seine Basis damit aufzupeitschen, die immer wieder in „USA USA“-Sprechgesänge ausbrach.
Lautstarke Kampfansage an Biden
Dabei war Trump jedoch besonders darauf bedacht, den Rassismus-Vorwurf zu entkräften und die afroamerikanische Wählerschaft nicht zu brüskieren. Trump wiederholte die Lüge, er habe mehr für Afroamerikaner getan als jeder Präsident vor ihm seit Abraham Lincoln. Er hatte als Vorredner gleich eine Handvoll Afroamerikaner geladen, wie etwa Alice Johnson, eine schwarze Frau, die wegen eines Bagatelldelikts zu lebenslanger Haft verurteilt und durch Trump begnadigt wurde. Und er schloss in seine Liste der großen amerikanischen Errungenschaften das Ende der Sklaverei und die Bürgerrechtsgesetzgebung der 60er Jahre ein.
Am Ende war es eine überaus effektive Show, die nicht nur seine reaktionäre Basis ansprach. Sein Selbstportrait als Champion amerikanischer Größe und amerikanischen Selbstbewusstseins dürfte durchaus auch unentschlossenen Wähler im suburbanen Mainstream gefallen haben.
Trump liefert ein Lügenfeuerwerk
Was bleibt also nach vier Tagen Parteitag? Trump und seine Anhänger lieferten ein Feuerwerk aus Lügen. Ihr einziges Ziel: die Illusion des bösen Biden heraufzubeschwören. Trump zeichnete auch am letzten Tag des Parteitags das Schreckensszenario eines Landes, das bei einem Wahlsieg Bidens in Chaos und Anarchie versinken würde. Die andere Seite verleumdete er als "kurrupt". Sich selbst dagegen porträtierte Trump als letztes Bollwerk vor einer Machtübernahme der radikalen Linken. Mit der Wahrheit nahm er es dabei alles andere als genau.
In jedem Fall war dieser Parteitag eine lautstarke Kampfansage an Biden. Ob diese aggressive Angstkampagne von Erfolg gekrönt sein wird, wird sich zeigen. Biden und seine Berater werden nun versuchen, mit aller Macht dagegen zu halten. Die Schlacht um die amerikanische Seele hat begonnen.
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August 28, 2020 at 01:05PM
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