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vonMatthias Gerhart
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Mutter der getöteten Tierarzthelferin sagt vor Gericht aus
Langenhain/Frankfurt -Im Prozess um den Eifersuchtsmord am "Sonnenhof" in Langenhain zeichnete nun die Mutter der getöteten 22-Jährigen ein genaues, feinfühliges Bild ihrer Tochter. Vor dem Landgericht wirkte die 54 Jahre alte Erzieherin aus Niedernhausen überaus gefasst und beherrscht, als sie den Richtern der Schwurgerichtskammer von den großen gesundheitlichen Problemen der jungen Frau gegen Ende ihrer Pubertät berichtet. Lea litt aufgrund einer ausgeprägten Migräne praktisch rund um die Uhr an starken Schmerzen, zu denen im Laufe der Zeit auch noch Depressionen hinzukamen.
In dieser Situation wurde die große Tierliebe der jungen Frau praktisch zu ihrem Lebensretter. Um ihr etwas Abwechslung vom tristen und schmerzhaften Alltag zu bringen, hatte die Familie ein eigenes Pferd angeschafft, das "mir mein Leben gerettet hat", zitierte die Mutter vor Gericht ihre verstorbene Tochter. Denkt man die Geschichte allerdings weiter, brachte sie das Tier auch mit ihrem mutmaßlichen späteren Mörder Lothar R. auf dessen Bauernhof in Kloppenheim zusammen.
Die Liaison mit dem 33 Jahre älteren Mann wurde von den Eltern der Frau von Anfang an abgelehnt. Doch die Tochter war bereits 19 bis 20 Jahre alt, und da ließen ihr die Eltern die ohnehin vorhandenen Freiheiten. Später allerdings, als es immer klarer wurde, dass auf dem verwahrlosten Anwesen von R. keine gemeinsame Zukunft möglich sein werde, habe man mit Genugtuung dem nahen Ende der Beziehung entgegengesehen. "Es war asozial, wie er gewohnt und gelebt hat", sagte die Mutter vor Gericht aus und meinte dabei noch nicht einmal allein die müllplatzähnlichen Zustände in dem Haus, von denen sich auch die Prozessbeteiligten bereits durch Lichtbilder eine Vorstellung machen konnten. Auch auf dem Reiterhof in Niedernhausen, wo man sich überhaupt erst kennengelernt hatte, sei R. schon bei Schlägereien unangenehm aufgefallen. Später zeigten sich auch die ersten blauen Flecken bei der Tochter - die Rauswürfe wurden jeweils mit einem Sturz die Treppe hinunter eingeleitet.
Nachdem sich die Migräne mit allen negativen Begleiterscheidungen nach einigen Jahren zurückgezogen hatte, konnte die junge Frau wieder für die Zukunft planen. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Tierarzthelferin sollte es nach Bratislava zum Studium der Tiermedizin gehen. Das eigene Pferd hatte man bereits vom Hof des R. geholt. Dann aber setzten die Nachstellungen ein, die nicht nur die betroffene Frau mit großer Sorge verfolgten. "Er hat doch genug Vorstrafen", soll die Frau gesagt haben, "vielleicht hält er sich zurück". Man befürchtete allerdings höchstens Schläge und andere Attacken. "Hätten wir gewusst, wie krass es am Ende ausgehen wird, hätten wir Lea auf eine Pferderanch in den USA gebracht", sagte die Mutter. So aber war die Tochter dem Mann mit Büchse, Zielfernrohr und Schalldämpfer im August vergangenen Jahres wohl hilflos ausgeliefert, wie es die Anklage behauptet. Sie selbst hatte vor lauter Angst, dass etwas passieren könnte, schon Vorkehrungen getroffen, was mit ihrem Pferd werden soll.
Auch weitere Verwandte, die auch als Nebenkläger an dem Prozess teilnehmen, kamen als Zeugen zum Zuge. Man will - wie in ähnlichen Prozessen auch - das persönliche Umfeld der Betroffenen so gut es geht durchleuchten. In der kommenden Woche wird der Prozess weiter fortgesetzt, dann sollen noch weitere Zeugen gehört werden. Wird der derzeitige Terminplan eingehalten, soll der Prozess um die spektakuläre Bluttat noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Matthias Gerhart
July 16, 2020 at 03:19PM
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Ihr Pferd war Leas Lebensretter und ihr Schicksal - fnp.de
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